Baumstämme schleppen und über Schrottautos klettern: Am 10. Juni findet im Hainberg-Areal erstmals ein Hindernislauf statt. Die Organisatoren versprechen Spektakuläres.

Lukas Storath | Main Post

Sandsäcke tragen, durch Matschlöcher waten und sich im Steinbruch an Seilen hinablassen – das sind nur ein paar der über 100 Hindernisstationen, die am Samstag, 10. Juni, im Mellrichstädter Hainberg-Areal von 2000 Sportlern überwunden werden müssen.

Beim „Getting Tough – Beat the Summer“-Event erwartet die Teilnehmer ein hochkarätiger Hindernislauf im Streutal. Geplant von denen, die es wissen müssen. Lukas Storath ist im Organisationsteam Hauptverantwortlicher für die Wettkampfstrecke – und hat hier praktisch ein Heimspiel. Der Bereitschaftspolizist, der bei Würzburg lebt, stammt aus Willmars. Als Mitglied des „Getting-Tough-Core-Teams“ gehört er zu den besten Hindernisläufern Europas. Und das ist nicht alles, was der 36-Jährige sportlich drauf hat: 2014 war er Europameister bei den Polizeimeisterschaften in der Kurzdistanz im Triathlon, und im Juli vergangenen Jahres hat er den Ironman in Roth unter neun Stunden geschafft.

Doch statt an Wettbewerben in England oder den USA teilzunehmen, gilt es gerade für ihn, seinen Heimatlandkreis für den Hindernislauf zu begeistern.

Sommeredition im Hainberg-Areal

Den Getting-Tough-Lauf gibt es seit fünf Jahren im thüringischen Rudolstadt. „Er wurde von den Läufern aus der Szene zum besten Hindernislauf Deutschlands gewählt“, so Storath. „Das ist ein Ritterschlag.“ Da dieser immer im Winter stattfindet, haben sich Storath und sein Team überlegt, eine Sommeredition hervorzubringen. 400 Anmeldungen haben sie schon. Läufer aus ganz Deutschland, aber auch aus der Schweiz und der Türkei kommen dafür nach Mellrichstadt. „Vielleicht auch ein paar Freaks aus den USA“, sagt Lukas Storath.


Hindernislauf in Mellrichstadt: "Getting tough Beat the Summer"

Und damit sich die Läufer auch gebührend vorbereiten werden können, reisen viele bereits am Vorabend des Laufes an. Denn Platz genug ist in der ehemaligen Kaserne. „Wir stellen Schlafplätze im Luftschutzbunker zur Verfügung“, erzählt Storath. Vorab wollen die Organisatoren rund um den Willmarser gebührend auf dieses spezielle Ereignis in der Mellrichstädter Natur einstimmen: „Wir feiern am Freitagabend schon einmal eine Grillparty mit Musik.“

Das Organisationsteam ist erfahren. Alle sind aktive Athleten, die teilweise seit 15 Jahren solche Veranstaltungen mitplanen. Ein erfolgreiches Beispiel ist der Rock Race in Würzburg. Diese Leidenschaft für den Sport wird man im Juni merken, verspricht der 36-Jährige: „Die Teilnehmer können sich warm anziehen!“

Hindernisse auf dem ehemaligen Exerzierplatz

Das Besondere am Mellrichstädter Getting-Tough-Lauf wird die große Anzahl an Hindernissen sein. „An Sprossen entlang hangeln, über Reifenberge klettern oder durch Wassergruben schwimmen – es wird spektakulär für die Teilnehmer und die Zuschauer“, sagt Storath. Zwar führt der Lauf durch Wald und Flur von Oberstreu, aber vor allem auf dem Hainberg-Areal werden auf einer großen Wiese neben der ehemaligen Kantine sowie auf dem Exerzierplatz zahlreiche Hindernisse auf die Sportler warten. „Wir haben Hotspots, bei denen die Besucher gut zusehen können“, erklärt Lukas Storath. Das Gelände bietet sich für die Veranstaltung ideal an. „Jeder kann zu Fuß überall hinkommen, und es gibt auch genügend Parkplätze“, so der 36-Jährige.

Die Teilnehmer können sich beim Lauf zwischen zwei Strecken entscheiden. „Die eine ist acht Kilometer lang, die zweite 18 Kilometer“, so Storath. Und da die Organisatoren den Sportlern einen „super Lauf“ präsentieren wollen, haben sie die Teilnehmerzahl für Mellrichstadts ersten Getting-Tough-Lauf begrenzt. „Wir planen mit 1000 Teilnehmern pro Strecke“, sagt Felix Treml vom Organisationsteam. „Wir haben zwar Platz für weitaus mehr, aber für das erste Mal reichen 2000.“

Schleppen oder Übungen machen

Traditionell gehört zum Hindernislauf auch das Tragen schwerer Gegenstände – nicht anders am 10. Juni. „Baumstämme, Sandsäcke oder schwere Betonkugeln müssen auf Teilen der Strecke mitgetragen werden“, erklärt Treml, der wie Storath in Würzburg als Polizist arbeitet. Wer das nicht schaffe, müsse Ersatzübungen machen, um weiterlaufen zu dürfen.

Doch kriechen, hangeln, waten und laufen – das soll nicht nur den Profis vorbehalten sein. „Der Lauf richtet sich an alle“, sagt Storath: „Elitesportler, Hobbysportler, die breite Masse.“ Und damit die sich nicht auf die Füße tritt, wird in Wellen a 250 Läufern gestartet. „So gibt es bei den Hindernissen keinen Stau, und wir können als erstes die ambitionierten Profis losschicken“, sagt Storath. Für die 18 Kilometer-Strecke schätzt er, dass die Besten etwa eine Stunde und 50 Minuten brauchen werden, während die acht Kilometer für Profis in etwa 50 Minuten zu schaffen sind.

Gemeinschaftserlebnis für Firmenteams

Storath, der selbst zweifacher Vater ist, hat auch an die kleinsten Rhön-Grabfelder gedacht: Vor dem Hauptlauf gibt es einen Hindernislauf für Kinder ab vier Jahren. „Das ist eine abgespeckte Version und absolut ungefährlich. Für sie gilt der Spaß an der Bewegung“, sagt er. Und nicht nur einzelne Sportler können beim Getting-Tough-Lauf ihr Können unter Beweis stellen – auch ganze Firmen können zeigen, was ihre Angestellten drauf haben. „Wir wollen Firmenteams das gemeinschaftliche Erlebnis ermöglichen“, sagt der 36-Jährige.

Um am Lauf teilzunehmen, sei eine gewisse Grundfitness nötig, erläutert Storath. Lauftraining und Übungen für den Oberkörper, wie Liegestütze oder Kniebeugen, seien deshalb vorab sinnvoll. Dennoch: Es geht beim Hindernislauf vor allem um das Erfolgserlebnis in der Gemeinschaft. „Es geht darum, es einfach zu schaffen. Der Wille zählt!“

Das Organisationsteam freut sich auf die positive Stimmung. „Das gemeinsame Erlebnis aller zählt beim Lauf“, so die Verantwortlichen. Entgegen anderer Läufe werden dort keine Ellenbogen eingesetzt, sondern es gehe auch um die gegenseitige Unterstützung. „Jeder hilft jedem. Man watet gemeinsam durch den Schlamm und hilft sich dann über das nächste Hindernis.“ Storath ist vom Miteinander beim Hindernislauf überzeugt. „Was in der heutigen Gesellschaft verloren geht – daran wollen wir erinnern: dass man zusammen stark ist.“

Als Konkurrenz zum BraveheartBattle sehen die Organisatoren ihren Lauf nicht. „Das Harte am Braveheart sind ja die winterlichen Bedingungen mit dem Wasser und der Kälte“, sagt Storath. Sie als erfahrene Sportler bieten hingegen einen echten Hindernislauf im Sommer an, bei dessen Planung sie aus ihrem Erfahrungsschatz schöpfen können.

Mellrichstadt statt Leipzig

Dass solch ein Sportereignis in der Region stattfindet, ist sicherlich dem „Rhöner Jungen“ Storath, wie er sich selbst nennt, zu verdanken. „Die Stadt Leipzig war sehr interessiert“, erklärt er. „Aber hier haben wir die Fläche und vor allem die regionale Unterstützung.“ Eberhard Streit und Matthias Liebst, die Bürgermeister der betroffenen Gemeinden, standen Storaths Idee von Anfang an positiv gegenüber. „Das war der Ausschlag, das hier zu machen“, so Lukas Storath.

„Vom Jagdpächter über die Flurbereinigungsgenossenschaft bis hin zum Eigentümer des Steinbruchs – alle wurden von Anfang an miteinbezogen“, erzählt der Oberstreuer Bürgermeister Matthias Liebst und zeigt sich begeistert von der Professionalität des Organisationsteams. Er ist gespannt auf den 10. Juni, wird aber selbst nicht mitlaufen. „Ich halte es da mit Winston Churchill: 'Sport ist Mord'“.

Toughe Stadt, tougher Lauf

Auch Mellrichstadts Bürgermeister Eberhard Streit steht in regelmäßigem Austausch mit den Organisatoren und freut sich über die Entscheidung, den Hindernislauf hier zu veranstalten: „Das ist eine Veranstaltung, die Mellrichstadt in den Blickpunkt rückt.“ Er ist besonders zufrieden mit der seriösen Arbeit des Teams, da sie von Anfang an alle Betroffenen an einen Tisch geholt haben – und auch bereits mit dem Roten Kreuz, THW sowie den Feuerwehren in Verbindung stehen. Dass der Lauf besonders gut hierher passt, sieht Streit als erwiesen an: „Wir sind schließlich ein toughes Städtchen.“

Aber auch er wird nur als Zuschauer dabei sein: „Mit meinem aktuellen Trainingsstand wäre ich der erste Fall fürs Rote Kreuz.“ Und auch Storath wird gar nicht aktiv am Hindernislauf teilnehmen: „Das schaffe ich neben der Organisation nicht, aber ich freue mich auf den Spaß.“

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Autor: Julia Back
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